Die Eingewöhnungsphase

Erste Schritte als Waldameise, die Eingewöhnung

 

Übergänge bergen Chancen und Risiken. Es sind Brücken zwischen bestimmten Lebensabschnitten. Wer bei einem Übergang diese Brücke betritt, verlässt Gewohntes, Vertrautes.

 

 

(Ingrid Miklitz Der Waldkindergarten-Dimensionen eines pädagogischen Ansatzes 3. Auflage, Seite 174).

In unserer Einrichtung legen wir Wert auf den Weg, der über die oben genannte Brücke führt. Die Eingewöhnungsphase in einen Kindergarten ist für das Kind eine sehr anspruchsvolle Zeit. Das Kind muss sich nicht nur auf viele neue Menschen, sondern auch auf eine neue Tagesstruktur und eine andere Umgebung einlassen.

In einem Waldkindergarten kommt noch die Herausforderung dazu, dass die Kinder mit neuen äußeren Umständen, wie z.B. die Witterungsverhältnisse, der unebene Boden oder auch die ungewohnte körperliche Anstrengung konfrontiert werden. 

Das alles muss vom Kind erfolgreich bewältigen werden. Man kann sagen, dass im Waldkindergarten auch eine physische Eingewöhnung stattfindet. Für das Kind also eine zusätzliche Herausforderung. Die langjährigen Erfahrungen zeigen aber, dass die Kinder meist auch diese Herausforderung erfolgreich bestreiten. 

 

Damit das Kind eine solche Eingewöhnung gut absolvieren kann, braucht es vor allem Zeit und die Unterstützung der Fachkräfte. Jedoch legen wir Wert auf eine individuelle Eingewöhnung. Denn so unterschiedlich wie alle Kinder sind, so unterschiedlich verläuft auch die Eingewöhnung. Daher sollte kein starres Eingewöhnungsmodell die Eingewöhnung bestimmen, sondern lediglich als Orientierung dienen. Viel wichtiger ist, dass das Kind mit seiner Individualität und seinen Bedürfnissen im Mittelpunkt steht. Das Kind wird von vertrauten Menschen begleitet, es lernt ganz langsam den/die BezugserzieherIn kennen. Nun weiß das Kind was es am anderen Ufer erwartet und kann voller Vertrauen seinen Weg gehen, bis es am anderen Ufer angekommen ist. Um Eltern und Kind den Übergang zwischen Elternhaus und Waldkindergarten so angenehm wie möglich zu machen, entwickelten wir folgende Kriterien zur Eingewöhnungszeit:

 

Zwei Wochen vor der Aufnahme
Vor der Aufnahme des Kindes findet ein Besuch des/der BezugserzieherIn im vertrauten häuslichen Rahmen des Kindes statt. Die Fachkraft nimmt den ersten Kontakt zum Kind auf. Im Gespräch mit den Eltern steht das Kind mit seinen Bedürfnissen im Mittelpunkt. Um den Eltern einen Überblick der Einrichtung zu geben, werden über organisatorische und pädagogische Grundlagen gesprochen. Zudem steht auch das Eingewöhnungskonzept im Fokus des Gesprächs, die Rolle der Eltern und des/der BezugserzieherIn werden gemeinsam klar definiert und ein erster zeitlicher und struktureller Plan wird zusammen erarbeitet, zum Wohle des Kindes.

1.Tag  
Am ersten Tag kommt ein Elternteil mit dem Kind in die Einrichtung, bleibt je nach Energiehaushalt des Kindes ca. 2-3 Stunden, und geht dann mit dem Kind wieder. Der/die ErzieherIn nimmt vorsichtig Kontakt auf und beobachtet die Situation. An diesem Tag ist der Elternteil komplett für das Kind zuständig.

 

2.Tag  
Nun baut die Fachkraft immer mehr Bezug zum Kind auf und übernimmt Schritt für Schritt die Alltagsbegleitung des Kindes, sofern das Kind dies schon zulässt.

Die Eltern nehmen mehr und mehr die Beobachter Rolle ein.

Anderen Kindern gegenüber verhält sich der Elternteil passiv (keine Eifersucht).

In den ersten zwei Tagen findet in der Regel kein Trennungsversuch statt.


3./4. Tag

Der/die ErzieherIn begleitet nun das Kind recht eng, bahnt Kontakte mit anderen Kindern an, während die Eltern sich nun auch räumlich in ihre Beobachterrolle zurückziehen, aber in Sichtweite des Kindes verweilen (hierfür eignet es sich Lesematerial mitzubringen).

Jetzt kann ein erster kurzer Trennungsversuch gemacht werden. Gemeinsam mit den Eltern wird abgesprochen zu welchem Zeitpunkt im Tagesablauf dieser stimmig für das Kind ist.

Der Elternteil verabschiedet sich klar und eindeutig vom Kind im Beisein der Fachkraft und verlässt die Gruppe für ca. 15-30 Minuten, bleibt aber in der Nähe.

 

Je nach Reaktion des Kindes, wird von Tag zu Tag neu entschieden, ob, wann und wie lange getrennt wird. Die Trennungsphasen und die Betreuungszeit im Waki werden langsam im Tempo des Kindes und in Absprache mit den Eltern gesteigert.

Die Erfahrung hat gezeigt, dass aufgrund des Energiehaushaltes der Kinder, welcher im Wald intensiver beansprucht wird, sich bei vielen Kindern Pausentage empfehlen, um den Akku aufzuladen. Ziel ist es, den Tag immer positiv in der neuen Umgebung abzuschließen und den Bedürfnissen des Kindes nachzukommen.

Jede Eingewöhnung ist anders, da jedes Kind anders ist. So kann eine Eingewöhnung schon nach weniger als 2 Wochen, aber auch erst nach 10 Wochen beendet sein.

Die Eingewöhnung ist dann abgeschlossen, wenn das Kind grundsätzlich in guter Stimmung spielt und Bindung zu den Fachkräften aufgebaut hat.

Während der Eingewöhnung muss der Elternteil stets telefonisch erreichbar sein.

In einem Gespräch am Ende der Eingewöhnung ca. 6-8 Wochen nach Aufnahme wird die Eingewöhnung reflektiert und ein Ausblick auf die weitere Zeit in der Einrichtung gegeben. 

 

 



Leitlinien für Eltern

Nur im engen Austausch mit den Eltern gelingt eine harmonische entspannte Eingewöhnung. Unsere Leitlinien für Eltern geben den Rahmen vor und helfen auch den Neueltern die Eingewöhnungsphase zu erleichtern.