Entstehungsgeschichte

Wie alles begann.

2002 - Der Anfang

Im Jahr 2002 fand sich eine Gruppe von engagierten Eltern zusammen, mit dem Ziel der Gründung eines Waldkindergartens in Jettingen. Daraufhin wurde 2003 der Verein „Waldkindergarten Jettingen e.V.“ gegründet. Unter den ersten Vorsitzenden Ulrike Alber und ihrer Stellvertreterin Anka Hirth wurde ein Bauwagen organisiert, kinder tauglich umgebaut und diente zukünftig als Rückzugsort der „Waldameisen“.

 

Als fester Standort wurde der gemeindeeigene Badwald gewählt – hier war eine gute Erreichbarkeit, ein abwechslungsreicher und weitläufiger Wald und ein motivierter Förster ausschlaggebend. 

Da es aus strukturellen und finanziellen Gründen zunächst nicht möglich war, den angestrebten Betrieb eines kompletten Waldkindergartens umzusetzen, organisiert der Verein ab 2003 einen Waldtag pro Woche für 20 Kinder aus den verschiedenen Jettinger Kindergärten sowie mehrere Waldwochen im Jahr.

 

Zu diesem Zweck hatte der Verein 2 Erzieherinnen und 1 Aushilfskraft angestellt. Finanziert wurde dies durch Aktionen der Eltern wie z.B. Organisation zweier Flohmärkte pro Jahr, Verkauf von Selbstgebasteltem auf dem Jettinger Weihnachtsmarkt und ähnliches.

 

 

Ab 2007 - der Gemeinderat stimmt zu

Mitte 2007 machte der Verein nochmals einen Vorstoß, im Hinblick auf die Einrichtung eines Vollzeit-Waldkindergartens. Nach „intensiver Überzeugungsarbeit “ des Vorstands, der Erzieherinnen und der Eltern stimmte der Gemeinderat im November 2007 zu und der Waldkindergarten wurde in die Bedarfsplanung der Gemeinde aufgenommen. Zur  Begründung: man hätte in der Vergangenheit gesehen, dass der Waldkindergarten ein anderes Konzept hätte als die anderen Kindergärten in der Gemeinde. Des Weiteren hat man sich vom Engagement der Mitglieder überzeugen können, so dass man davon ausgehen konnte, dass der Waldkindergarten keine launige Idee einiger Eltern war, sondern sich wirklich etabliert hätte. So konnte der Vollzeitbetrieb des Waldkindergartens zum 01. Mai 2008 aufgenommen werden. 

Der Waldkindergarten hatte regen Zulauf, es gab eine Warteliste für die Kinder, die nicht direkt aufgenommen werden konnten. Aus Platzgründen wurde noch ein zweiter Bauwagen als „Materiallager“ angeschafft. Leider setzten das Alter und die Witterung unserem Bauwagen stark zu.

2010 - die Schutzhütte entsteht

Am 19. Januar 2010 unterstütze die Gemeinde Jettingen unser Projekt und beschloss dem Antrag auf Bau der Schutzhütte einstimmig.

 

Im Sommer 2010 konnte durch einen gemeinschaftliche Kraftakt und Dank der Unterstützung der Eltern, der Gemeinde und zahlreicher Sponsoren der altersschwache Bauwagen durch eine Schutzhütte abgelöst werden. Die offizielle Einweihungsfeier feierten wir am 18.09.2010.

Unsere Sponsoren gehört ein besonderer Dank: Bäckerei Wörner, Kaminhaus Pross, SIC Design, Retsch Druck, Stukateur Geigle.

 

Dadurch und durch Aufstockung des Personals war es möglich, eine Kleinkindgruppe mit bis zu 8 Kindern einzurichten sowie das Aufnahmeverfahren zu optimieren (Warteliste entfällt, Aufnahmekriterien überarbeitet, Stichtag der Aufnahme nicht wie bisher nach den Sommerferien, sondern am 3. Geburtstag der Kinder). 

 

Im gleichen Jahr wurde eine „Wanderfalken“-Gruppe gegründet, da viele ehemalige Waldameisen oder auch Geschwisterkinder weiterhin den Kontakt halten wollten und die Zeit im Wald immer noch sehr genießen. Die Gruppe trifft sich einmal im Monat. 

 

Neben unseren direkten Aufgaben rund um den Waldkindergarten, ist der Verein Von von Beginn an aktiv am Leben der Gemeinde Jettingen beteiligt. So z.B. beim Jettinger Sommerferienprogramm mit mehreren Veranstaltungen oder in Form von (Jahreszeiten-) Festen (z.B. Osterfest, Maifest, Tag der offenen Tür …), die der gesamten interessierten Bevölkerung offen stehen.

2012 - Voll integriert in Jettingen

Der Verein hat Stand 2012 ca. 40 Mitglieder. Der Kindergartenbetrieb wird finanziert über Mitgliedsbeiträge, Kindergartenbeiträge, Zuschüsse der Gemeinde (bei allen Kindergärten in Jettingen in gleicher Höhe!), Gelder aus Vereinsaktivitäten und Fördermitgliedschaften. Die Beiträge der Eltern richten sich nach den allgemeinen Beiträgen der Jettinger Kindergärten. Die Integration in der Gemeinde ist vorbildlich!

 

Um den Betrieb finanziell und organisatorisch aufrecht zu erhalten wird von den Eltern und der Vorstandschaft ein hohes Maß an ehrenamtlicher Tätigkeit gefordert. Gerade bei der Organisation von Festen und Flohmärkten (die auch maßgeblich zur Finanzierung beitragen) werde immer viele Helfer und „Kuchenbäcker“ benötigt.

 

2018 - Wir feiern 15-jähriges Jubiläum

Am 16.06.2018 feierten wir unser 15-jähriges Jubiläum mit einem großen Fest an der Schutzhütte und einem Luftballonwettbewerb. Über 100 Personen ließen einen Luftballon steigen. Dem Sieger winkt ein Start mit einem Segelflugzeug.

 

Wie weit einzelne Ballons geflogen sind, können wir auf der interaktiven GoogleMaps Karte verfolgen. 

2020 - Schutzraum wird zweiter Gruppenraum

Fleißige Väter waren es vor allem, die im Jettinger Waldkindergarten im Badwald einen zweiten Gruppenraum ausbauten. Er ist notwendig geworden, nachdem der Trägerverein beschlossen hatte, die bestehende Gruppe der Drei- bis Sechsjährigen durch eine zweite zu ergänzen – die kleine Krippengruppe mit jüngeren, zweijährigen Kindern wird dagegen aufgegeben.

2010 war das gediegene, aber schlichte Holzhaus am Waldrand nahe der Eisbergsteige gebaut worden, mit einem Gruppenraum für die „Waldameisen“, einem offenen Schutzraum, den auch Wanderer nützen dürfen, und einer überdachten Terrasse. Ein Arbeitsraum für das Erzieherteam unter der Schräge des Dachstuhls komplettiert das Domizil. Zwei Arbeitseinsätze gehören für die Eltern als Vereinsmitglieder fest ins Jahresprogramm, für Reinigungsarbeiten, Ausbesserungen, Sträucher rückschneiden – dieses Jahr sind es wegen des Schutzraum-Ausbaus zum Gruppenraum mindestens drei. An zwei Samstagen im Juni und Juli haben sich nun jeweils ein rundes Dutzend Väter – auch eine Mutter war an einem Tag dabei – als Handwerker betätigt, Material geschleppt, mit Werkzeugen und Maschinen gearbeitet: Der Schutzraum wurde durch ein Türelement geschlossen und neu ausgestattet, im Herbst soll ihn die neue, zweite Gruppe nutzen können.

Es war „toll, dass die Flöhe schon dabei sein konnten“, stellt die Vorsitzende des Vereins, Stefanie Fouquet, rückblickend fest – aber die Krippengruppe „Waldflöhe“ mit maximal acht zweijährigen Kindern sei letztlich schwierig zu organisieren gewesen: „Die Auslastung war sehr schwankend“, der Einsatz von gleich drei Fachkräften für die Krippe warf daher Fragen auf – andererseits sei die Betreuung von Krippenkindern „sehr pflegeintensiv“ bei Vollbelegung. „Wir haben die Entscheidung nicht übers Knie gebrochen“, erzählt Stefanie Fouquet zum Ende der Krippengruppe. Der Schlussstrich sei schon 2019 beschlossen worden, dieses Betreuungsjahr wurde aber angehängt, damit für die wenigen noch angemeldeten „Flöhe“ ein nahtloser Übergang in die Gruppe der Älteren im Herbst möglich wird. Dann wird es im Waki zwei Gruppen mit jeweils 20 Kindern geben, die aktuell geltende Höchstzahl von 25 wird reduziert.

Bevor das neue Konzept stand, gab es 2019 etliche Fragen zu lösen: Wie sollte ein zweiter Gruppenraum rechtlich ermöglicht werden, wie könnte bei knappen Mitteln ein Umbau finanziert werden? Gespräche mit Bürgermeister Hans Michael Burkhardt und der Stadt Nagold, auf deren Markung das gemeindeeigene Waldareal liegt, führten weiter: Der Schutzhüttencharakter könnte aufgegeben, der bislang offene Raum geschlossen werden. Auch das KVJS-Landesjugendamt, zuständig für die Betriebserlaubnis jeder Kindertageseinrichtung, musste gefragt werden, letztlich das Bauamt in Nagold wegen einer Genehmigung – und diese sei zur Freude von Stefanie Fouquet schlichtweg „durchgewunken“ worden.

Brandschutz, Sicherheit, Ausstattung wurden erörtert, der Verein musste eine neue Nutzungsordnung mit dem Jagdpächter des Waldareals abstimmen. „Mehr Kinder bedeuten mehr Unruhe für das Wild“, sagt die Vereinsvorsitzende. Die Betreuungszeit von 7.30 bis 13.30 Uhr sollte zwar unverändert bleiben, aber die größer werdende Runde der Erzieherinnen und Erzieher sollte die Möglichkeit bekommen, für Büro- und andere Arbeiten auch an Nachmittagen in das Gebäude zu gehen. Entstanden ist schließlich eine neue Benutzungsordnung — „mit der wir alle leben können“, sagt Fouquet, das Erzieher-Team kann damit von Dienstag bis Donnerstag auch nachmittags aufs Gelände.

Nun war der Bauausschuss des Vereins mit Rüdiger Saile und Alexander Achilles an der Reihe: als „dickster Brocken“, meint Saile, habe sich die Garderobe für die Kinder erwiesen. Sie stand mit erneuerungsbedürftigen Rollwagen-Elementen bisher im Schutzraum – künftig sollte in jedem Gruppenraum eine Garderobe stehen – die aber raumsparend ausfallen musste. „Um jeden Zentimeter mussten wir kämpfen“, meint Fouquet, die erwarteten Kosten für ausgeklügelte Konstruktionen empfand das Planungsteam als erdrückenden „Batzen“. Glücklich sind alle nun mit der Lösung: Mit Zustimmung des Bürgermeisters baue ein Schreiner des Bauhofs Spinde und Sitzbänke als kompakte Garderoben-Inseln in die Räume ein.

Dann galt es für die Arbeits-Teams Ärmel aufkrempeln: sie bauten ein breites Tür-Element in die hölzerne Außenwand, auf dem rohen Betonboden wurde ein Vinylbelag verlegt, die Beleuchtung wurde erneuert, Regale angebracht, demnächst soll auch ein Elektroheizkörper an der Wand installiert werden. Möglich wurde der Selbstausbau weil „jeder Fähigkeiten“ oder die Werkzeuge und Gerätschaften hat, die nötig sind, weiß Vereinsmitglied Timo Walter, der als Gebäudemanager im Rathaus mit bautechnischen Kenntnissen den Bauausschuss des Waldkindergartens unterstützen kann.

Auch im Außenbereich gab es einiges zu tun: das Waldsofa aus Ästen wurde erneuert und vergrößert, große Holztische und Bänke für die wachsende Kinderzahl ergänzt. Neu ist nun auch ein WC-Holzhäuschen mit einem Trocken- oder Kompostklo für die Erwachsenen, und auch für die Kinder, wenn „das große Geschäft“ drückt.

Bisher gibt es kein fließendes Wasser im Gebäude, Eltern brachten notwendiges Nass in Kanistern mit. Das könnte sich ändern: „Wir waren sehr überrascht“, erzählt Stefanie Fouquet, „die Gemeinde hat angekündigt, dass im Zug der Erschließung des INGparks ein Anschluss in Erwägung gezogen wird.“

Sorgen machen der Vereinsvorsitzenden allerdings noch die Finanzierung der neuen Ausstattungen: Die Rücklagen werden aufgebraucht, gleichzeitig fallen Erlöse weg, die bisher vor allem aus zwei Mal jährlich veranstalteten Flohmärkten stammen – schon der Frühjahrsflohmarkt 2020 wurde wegen Corona abgesagt. Auch will der Verein Elternbeiträge zurückbezahlen für zwei Schließungsmonate. Sitzmöbel und Schränke, die für den neuen Gruppenraum noch fehlen, hofft Fouquet, als gebrauchte Teile günstig zu bekommen. Eher teuer sei allerdings die Ergänzung von Geschirr, das nicht aus Plastik, sondern Edelstahl sein sollte, auch der geplante Kauf eines rückenschonenden Nachziehwagens werde die Kasse belasten.

Einen Schutzraum wird es im Übrigen am Waldkindergarten weiterhin geben: die Terrasse vor dem Eingang ist überdacht und an zwei Seiten durch die Hauswand windgeschützt, sie bietet bei Regengüssen ein relativ trockenes Plätzchen.

 

Gäubote vom 22.07.2020 Marlene Fetzer-Hauser